Open Talk
Léonie S. Mollet, Isabel Ammann, Marco Serraino
Drei Zukunftsperspektiven, die bereits heute starten.
Léonie, was ist eine Besonderheit Deines persönlichen Arbeitsmodells?
Mein Steckenpferd ist sicher der Arbeitsort Neuseeland. Dieser zwingt mich zu hinterfragen, was ich als gegeben ansah. Dazu gehören beispielsweise die Alltagsgestaltung in Eigenverantwortung oder der Aufbau tragfähiger Beziehungen auf Distanz. Und natürlich, wie ich meine Stärken von hier aus überhaupt einbringen kann. Im Umkehrschluss finde ich auch spannend, wie sich das verändert, wenn ich gerade in der Schweiz bin.
Ich merke dabei immer wieder: Ich schränke mich sehr viel mehr ein, als meine Arbeit mich eigentlich einschränkt. Das können ganz kleine Dinge sein: Vor ein paar Wochen habe ich das Telefonieren auf Spaziergängen für mich entdeckt. Und es ist faszinierend, wie viel sich gerade bei besonders kniffligen oder persönlichen Gesprächen löst, wenn ich wortwörtlich in Bewegung bin.
Mir gefällt es, neue Wege zu gehen, Grenzen auszuloten und zu verschieben. Dazu gehört auch, dass ich immer wieder grandios scheitere: Etwa an der internationalen Bürokratie oder an meinen eigenen Ansprüchen. Das ist völlig ok so, das gibt wieder tolle Geschichten zum Erzählen und sorgt zudem dafür, dass ich mich nie allzu wichtig nehmen kann.
Marco, wie sieht das bei Dir aus?
Mein Arbeitsmodell ist an sich nicht so spektakulär. Ich arbeite 80% und versuche so, meine Ambitionen im Berufsleben, die Co-Betreuung unseres Sohnes und meinen "Nebenjob" als Gitarrist einer Post-metal-Band unter einen Hut zu bringen. Die angebotene Flexibilität bei TBF schätze ich deshalb sehr.
Es kam schon vor, dass mir mitten im Arbeitstag eine Melodie in den Sinn kam, welche (natürlich) sofort aufgenommen werden musste. Zwei Stunden später, nachdem sich meine Finger wieder abgekühlt hatten, machte ich mit der Arbeit weiter. So dauerte der Arbeitstag zwar länger, war aber doppelt produktiv. An etwas normaleren Tagen nutze ich die Flexibilität vor allem für geplante und spontane Ausflüge mit der Familie.
Natürlich läuft auch nicht immer alles glatt. Um Léonies Ausdruck zu verwenden: "Grandios gescheitert" bin ich vor allem am Anfang. Da kam es mal vor, dass ich zwar eigentlich den ganzen Tag am PC sass, aber nicht viel dabei rauskam, weil ich mich im Homeoffice oder irgendwo draussen zu stark ablenken liess. Die Retourkutsche folgte sogleich: Hinter den Arbeitstag nochmals einen konzentrierten Nachtblock anhängen. Lesson learned: Focus!
Trotz aller Flexibilität freue ich mich auf mehr Sozialkontakte im Beckenhof, meinem TBF-Stammbüro. Mal wieder einen spontanen Kaffee mit dem Team trinken, oder auf einen B.R.O.G (Betrieblicher Rundgang ohne Grund) gehen... das fehlte mir in den letzten 1.5 Jahren schon.
Und wie lebst Du diesen Wandel, Isabel?
Auch ohne Kinder zu Hause schätze ich die Flexibilität, welche die neue Arbeitswelt mit sich bringt. Dadurch, dass mein ganzer Arbeitsplatz im Rucksack Platz hat, kann ich meinen Arbeitsort frei wählen. So gehe ich gerne zwischendurch für einen physischen Termin nach Bern, arbeite zu Hause, wenn ich Ablenkung vermeiden (respektive auf meine Katze beschränken) möchte, oder bin in Zürich im Büro, wenn mir nach Austausch mit Arbeitskolleg:innen ist. Diese regelmässigen Tapetenwechsel machen den Alltag abwechslungsreich, bringen aber auch ungeahnte Herausforderungen mit sich. Zum Beispiel dann, wenn Unterlagen vom Kunden ausschliesslich physisch zur Verfügung gestellt werden und ich erst schauen muss, wann und wo ich diese abholen kann.
Die zeitliche Flexibilität schätze ich besonders, wenn ich ohne Stau schon am Freitagnachmittag in die Berge fahren und mich dafür dort nochmals hinter den Laptop setzen kann. Ich merke aber, dass neben den Rahmenbedingungen, die mir mein Kalender in Form von Terminen setzt, auch ich mir selbst häufig "Regeln" vorgebe, die in der neuen Arbeitswelt eigentlich obsolet wären.
Für die Zukunft wünsche ich mir, diese "Regeln" noch mehr zu hinterfragen – und wo sinnvoll, sie zu ignorieren. So kann ich meine Arbeitsorte und -zeiten noch mehr an die Bedürfnisse anpassen, die sich aus meinen anstehenden Aufgaben und aus meiner Tagesform ergeben. Diesen Spielraum möchte ich auch im Kleinen vermehrt nutzen. Und zwar nicht nur, um kurz die Wäsche aufzuhängen (übrigens für mich eine erstaunlich gute Tätigkeit, um dabei an einem komplexen Problem herum zu studieren). Sondern auch, um in der Winterzeit am Nachmittag bei Tageslicht und Sonnenschein den Kopf draussen zu lüften und dann frisch weiterzuarbeiten.