Das weiss ich selber nicht mehr genau (lacht). Mein Interesse an Mechanik entstand aber sicher in der Werkstatt meines Vaters. Ich habe ihn schon früh beim Schrauben an Baumaschinen und Getrieben beobachtet und ihm später auch geholfen, unseren Oldtimer für den Sommer vorzubereiten. Mein erstes «Töffli» habe ich mir dann mit 14 selbst gekauft.

Ein Schlüsselmoment war für mich, als ich an meinem 18. Geburtstag ein Bergrennen miterleben durfte. Da war mir sofort klar: Das will ich auch! Die Autoprüfung absolvierte ich mit dem klaren Ziel, Rennen zu fahren. Über Bekannte erfuhr ich von der Swiss Race Academy und wurde dort prompt als Juniorin angenommen. Leider löste sich die Academy pandemiebedingt auf. Das war ein heftiger Schlag und ich musste mich neuorientieren.

Gemeinsam mit einem bekannten Automechaniker brachte ich meinen Mazda MX 5 auf Vordermann, um doch noch im Rennzirkus Fuss zu fassen. Nachdem ich meine Rennlizenz in Hockenheim in Deutschland absolviert habe, fuhr ich einige TimeAttack Rennen in Italien, bei denen man jeweils gegen die eigene beste Zeit fährt. Nach diesen ersten Erfahrungen entdeckte ich eine neue Faszination: Den Driftsport. Beim Driften lässt man das Autoheck kontrolliert ausbrechen, um somit quer um eine Kurven zu fahren. Diese Kombination aus ruhiger Kontrolle und dem Qualmen der Reifen packte mich so sehr, dass ich mir einen neun BMW E46 kaufte. Um diesen schrittweise in ein Driftauto umbauen zu können, richtete ich mir eine eigene Werkstatt ein. Da Driftautos keine Strassenzulassung haben, ist es mein Ziel, bis 2024 die Anhängerprüfung zu besitzen, um meinen BMW selbstständig zu Events bringen zu können. So kann ich bald schon an Drift-Events in Frankreich, Deutschland und in der Schweiz teilnehmen!

Noch ist das Rennfahren ein eher männerdominiertes Feld. Ich möchte mich als junge Frau in der Sportart beweisen. Dabei sind meine Leidenschaft und meine Entschlossenheit meine grössten Motivatoren. Ich freue mich darauf, wenn es mal nicht mehr «aussergewöhnlich» ist, als Frau im Rennsport Erfolg zu haben.

Grundlegend sind die geltenden Sicherheitsvorschriften des FIA (Féderation International de l’Automobile). Fahrzeuge und Kleidung werden vor jedem Rennen genauestens geprüft. Regeln und Markierungen zu kennen ist überhaupt zentral. Beispielsweise muss ich wissen, dass eine rote Fahne „Rennabbruch!“ bedeutet. Vor jedem Rennen sitzt das Team in einem Briefing zusammen und bespricht die sogenannte Ideallinie für die Strecke. Das ist der optimale Weg einer Rennstrecke, mit dem man viel Zeit sparen kann.

Die Gemeinschaft untereinander ist für mich das Schönste. Ich bin nie allein, sondern per Funk mit meinem Fahrlager verbunden. Obwohl ich im Moment eine Einzelleistung abliefere, bin ich immer Teil eines grossen Ganzen. Und dieses Freiheitsgefühl, das ich erlebe, wenn ich am Limit fahre und die Geschwindigkeit fühle – das ist unglaublich. Und schliesslich habe ich einfach Spass daran, mit öligen Fingern an einer Maschine zu schrauben und Autoteile zu shoppen (lacht).