Open Talk
Wandel und der lustvolle Umgang damit
Andreas, du bist gelernter Elektroniker, studierter Elektroingenieur und warst über 20 Jahre als Lehrer und Dozent tätig, zuletzt an der Pädagogischen Hochschule in Zürich. Warum hast du dich entschieden, die akademische Laufbahn an den Nagel zu hängen und bei TBF einzusteigen?
Ich habe über die Jahre hinweg als Lehrer die Erfahrung gemacht, dass der Austausch untereinander beim Lernen ein zentrales – wenn nicht DAS zentrale – Element ist. Als ich vor Jahren zum ersten Mal zufälligerweise mit Exponenten von TBF in Berührung kam, habe ich festgestellt, dass diese Erfahrung auch bei TBF gemacht wurde und Ideen bestanden, die gesamte Organisation auf das Ermöglichen dieses Austauschs auszurichten. Schnell haben wir gemerkt, dass wir uns hier gegenseitig befruchten und positiv verstärken konnten. Während der letzten sechs Jahre fand so zwischen TBF und der Hochschule eine eigentliche Symbiose statt: Neueste Erkenntnisse aus der Forschung konnten im Bereich Organisationsentwicklung in der Wirtschaft konkretisiert und ausprobiert werden. Im Gegenzug konnte ich die Erfahrungen aus der Praxis permanent in die Lehre einbauen. In den letzten Jahren bin ich zum Schluss gekommen, dass hierarchische Gebilde diesen Austausch eher hemmen. Während TBF seine Organisation vergleichsweise agil und unkompliziert auf flache Hierarchien anpassen konnte, wurde dies an der Hochschule zunehmend kompliziert. Infolgedessen entschied ich mich, vollständig zu TBF zu wechseln, denn hier finde ich die ideale Plattform und den benötigten Freiraum, um in der Wirtschaft Organisationsentwicklung strategisch anzugehen und erfolgreich umzusetzen.
Weshalb setzt ihr bei TBF in der Organisationsentwicklung auf die lernende Organisation?
Viele der Projekte, die wir konzipieren und realisieren, sind Unikate. Entsprechend gehört es hier zum Selbstverständnis, sich neuen Aufgaben mit Lust und Kreativität zu widmen. Als Organisation setzen wir deshalb auf lebenslanges, freiwilliges Lernen.
Was heisst das konkret?
Wir haben 2013 den ersten LearningHub ausgeschrieben zum Thema Kompetenzmanagement und persönliche Entwicklung. Wir schufen somit eine Lernumgebung, in der wir gemeinsam an einem Thema arbeiten und lernen dürfen, und bringen so unterschiedliche Kompetenzen zusammen, die sich gegenseitig befruchten. Denn ein wesentlicher Vorteil beim gemeinsamen Lernen ist, dass die Leistungsbereitschaft der Gruppe grösser ist als die Summe der Einzelnen. Wir wollen Lernen und Arbeiten nicht getrennt denken!
Ist das schon alles?
Nein, selbstverständlich nicht. Ein weiterer, wichtiger Pfeiler zum erfolgreichen Fortschritt der Organisation ist die individuelle Entwicklung der Menschen. Wir schaffen also nicht nur Räume für gemeinsames Lernen, sondern stellen sicher, dass alle ihre ganz persönlichen Lernprozesse dokumentieren, immer wieder kritisch hinterfragen und mit anderen Mitarbeitenden teilen. Sie kreieren damit ihr persönliches Lernportfolio, indem sie ihre überfachlichen Kompetenzen beschreiben und die benötigten Ressourcen dafür dokumentieren. Wir machen zwischen privaten und geschäftlichen Kompetenzen keinen Unterschied, denn beide bringen die Organisation als Ganzes weiter. Die Ressourcen verknüpft mit den Kompetenzen erlauben uns kompetentes Handeln. Schliesslich erfassen wir den Lernprozess in einem digitalen Tagebuch, teilen dieses nach Bedarf mit der Organisation und stellen damit sicher, dass jeder jederzeit und ortsungebunden auf die benötigten Kompetenzen zugreifen kann.
Wie fliesst all dies in die Kundenprojekte ein?
Wie anfänglich erwähnt, konzipieren und realisieren wir Infrastrukturen, die es in dieser Form noch nicht gegeben hat. Damit geht einher, dass sich benötigte Kompetenzen auch seitens der Kundschaft nicht selten ändern oder diese gar auf den Kopf gestellt werden. Wir konzipieren und realisieren nicht «nur» die technische Infrastruktur, sondern ermöglichen es, dass die Menschen, welche diese Infrastrukturen nachher während Jahrzehnten betreiben, den Wandel positiv erleben, indem sie ihn mitgestalten und prägen. Wir sind also imstande, parallel zum Bau der Infrastruktur auch die Organisation zu entwickeln und so zusätzliches Potenzial freizulegen. Also ganz im Sinne einer lernenden Organisation.